Welche wichtige Aufgabe übernimmt das Eichhörnchen bei der Verbreitung von Bäumen im Wald?

Eichhörnchen

Das Eichhörnchen, oder wissenschaftlich Sciurus vulgaris, gehört zu den bekanntesten Bewohnern des Waldes. Die meisten Menschen verbinden es mit seinem auffälligen buschigen Schwanz, dem flinken Klettern durch die Baumwipfel und seinem geschäftigen Sammeln von Nüssen im Herbst. Doch hinter diesem niedlichen Verhalten steckt eine äußerst wichtige ökologische Funktion. Das Eichhörnchen spielt eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Bäumen im Wald und trägt damit maßgeblich zur Regeneration und Stabilität des Waldökosystems bei. Schauen wir uns im Detail an, warum das so ist.

Die Sammelleidenschaft der Eichhörnchen – mehr als nur Wintervorräte

Eichhörnchen sind von Natur aus Sammler. Im Herbst legen sie sich einen Wintervorrat an, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Sie verstecken Nüsse, Samen und andere Früchte an unterschiedlichen Orten im Wald. Diese sogenannten „Vorratsdepots“ legen sie nicht einfach zufällig an. Sie wählen oft geschützte Plätze, wie Bodenmulden, das Wurzelwerk von Bäumen oder auch Astgabeln. Die Eichhörnchen legen dabei Hunderte, manchmal sogar Tausende solcher Verstecke an, weil sie sich auf keine einzige Nahrungsquelle verlassen können.

Interessanterweise merken sich die Tiere mithilfe ihres ausgezeichneten Orientierungssinns und Geruchssinns, wo sie ihre Vorräte deponiert haben. Aber: Kein Eichhörnchen ist perfekt. Es kommt immer wieder vor, dass sie einige ihrer Depots „vergessen“ oder nicht mehr wiederfinden – sei es durch Ablenkung, natürliche Feinde oder einfach aufgrund der Vielzahl an Verstecken.

Vom vergessenen Vorrat zum keimenden Baum

Die versteckten Samen und Nüsse, die das Eichhörnchen nicht mehr einsammelt, haben eine enorme Chance zu keimen und neue Bäume hervorzubringen. Besonders profitieren dabei Baumarten wie die Buche, die Hasel und manche Nadelbäume (z. B. die Kiefer) von diesem Verhalten. Diese Bäume produzieren Samen und Früchte, die das Eichhörnchen besonders schätzt. Die „vergessenen“ Samen landen dadurch häufig an Orten, an denen sie sich zu jungen Pflanzen entwickeln können.

Während viele andere Samen schlicht auf dem Waldboden liegen bleiben, wo sie unter Laub verrotten oder von anderen Tieren gefressen werden, sind die vom Eichhörnchen verbuddelten Nüsse und Samen meist in einer Tiefe vergraben, die für das Keimen ideal ist. Der Boden schützt sie vor Frost, Fäulnis und anderen Gefahren. Im Frühling, wenn die Temperaturen steigen, keimen diese Samen oft aus und wachsen zu Keimlingen und später zu Jungbäumen heran.

Das Eichhörnchen als Samenverbreiter (Zoochore Ausbreitung)

Die Verbreitung von Pflanzensamen durch Tiere nennt man Zoochorie. Eichhörnchen sind typische Vertreter dieser Form der Samenverbreitung, genauer gesagt durch Synzoochorie – das bedeutet, dass Tiere die Samen absichtlich sammeln, transportieren und an einem anderen Ort deponieren. Im Fall des Eichhörnchens passiert das Sammeln und Vergraben zwar in erster Linie zum eigenen Nutzen, aber es kommt dabei unbeabsichtigt zur Verbreitung von Bäumen.

Dadurch tragen die Tiere aktiv zur genetischen Durchmischung bei, denn sie verstecken Samen oft weit entfernt von dem Ursprungsbaum. Diese räumliche Verteilung sorgt dafür, dass neue Bäume nicht zu dicht beieinander wachsen und die Ressourcen des Bodens besser genutzt werden. Außerdem wird dadurch die genetische Vielfalt gestärkt, da die Samen unterschiedliche Elternbäume haben.

Welche Bäume profitieren am meisten vom Eichhörnchen?

Das Eichhörnchen hat gewisse Vorlieben, was seine Nahrung betrifft. Die Hauptnahrungsquellen, die auch in seine Vorratskammern wandern, sind:

  • Bucheckern (Buche)
  • Haselnüsse (Haselstrauch)
  • Samen von Kiefern, Fichten und Tannen

Diese Bäume profitieren von der „Vergesslichkeit“ der Eichhörnchen in besonderer Weise. Da sie meist schwere Samen besitzen, sind sie auf Tiere wie Eichhörnchen angewiesen, um größere Distanzen zu überwinden. Leichte Samen, wie die der Birke oder des Ahorns, werden vom Wind verbreitet – doch Buche, Hasel und manche Nadelbäume haben dicke, nahrhafte Samen, die auf die Hilfe von Tieren setzen.

Langfristige Auswirkungen auf das Ökosystem Wald

Die Eichhörnchen tragen so zur natürlichen Wiederaufforstung des Waldes bei. Besonders in Zeiten, in denen der Wald durch Stürme, Schädlinge oder Brände geschädigt ist, spielen sie eine wichtige Rolle bei der Regeneration. Die von Eichhörnchen versteckten Samen sorgen dafür, dass sich Bäume auf natürliche Weise an neuen Standorten ansiedeln. Diese selbstständige Verbreitung hilft den Wäldern, biodiverser und stabiler zu werden.

Zudem beeinflusst das Eichhörnchen indirekt die Artenvielfalt im Wald. Neue Bäume schaffen Lebensraum für andere Tiere, spenden Schatten und tragen zur Humusbildung bei. Je mehr unterschiedliche Baumarten wachsen, desto mehr Tiere und Pflanzen können im Wald leben. Das bedeutet, dass das Eichhörnchen nicht nur die Bäume vermehrt, sondern das gesamte Ökosystem bereichert und stabilisiert.

Der Beitrag zur Klimastabilität

Bäume sind natürliche CO₂-Speicher. Je mehr Bäume wachsen, desto mehr Kohlendioxid wird gebunden und Sauerstoff produziert. Durch seine Versteckaktionen leistet das Eichhörnchen also einen indirekten Beitrag zum Klimaschutz. Jeder junge Baum, der aus einer von ihm vergrabenen Haselnuss oder Buchecker wächst, hilft dabei, langfristig Treibhausgase zu reduzieren.

Das Eichhörnchen als „Forstarbeiter“

In gewisser Weise kann man das Eichhörnchen als kleinen Forstarbeiter betrachten. Während Förster heute versuchen, Mischwälder anzulegen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Klimaextreme zu erhöhen, hat das Eichhörnchen diesen Job schon immer übernommen – kostenlos und sehr effektiv.

In Regionen, wo das Eichhörnchen häufig vorkommt, sieht man oft eine stärkere natürliche Verjüngung des Waldes. Besonders bei Buchen- und Haselwäldern ist das relevant. Die Samen dieser Bäume keimen häufig nur, wenn sie im feuchten Boden eingegraben sind – genau das erledigen die Eichhörnchen.

Ein sensibles Gleichgewicht: Was passiert, wenn das Eichhörnchen fehlt?

Das Verschwinden der Eichhörnchen hätte erhebliche Auswirkungen auf die Verbreitung bestimmter Baumarten. In Gegenden, wo es keine Tiere gibt, die Samen verstecken (wie Eichhörnchen oder Eichelhäher), bleibt die Verbreitung schwerer Samen begrenzt. Die natürliche Verjüngung von Buchen und Haseln leidet stark, wenn diese Samen nicht transportiert und vergraben werden. Das führt langfristig zu einer Verarmung des Waldes, weil bestimmte Bäume seltener werden und sich andere Arten (z. B. windverbreitete Pionierbäume) ungehindert ausbreiten können.

Das Wechselspiel zwischen Bäumen und Eichhörnchen

Die Beziehung zwischen Eichhörnchen und Bäumen ist ein Paradebeispiel für eine Symbiose, auch wenn sie oft als Einseitige Nutzung (Kommensalismus) beschrieben wird. Die Bäume stellen dem Eichhörnchen Nahrung bereit, und das Tier hilft unbeabsichtigt bei der Verbreitung der Baumarten. Über Millionen Jahre hinweg haben sich diese beiden Organismen gegenseitig angepasst.

Einige Bäume haben sich darauf spezialisiert, ihre Samen so zu gestalten, dass sie für Eichhörnchen attraktiv sind: Sie sind nahrhaft, relativ leicht zu knacken und lassen sich gut lagern. Ohne die Aktivität der Tiere wären viele Wälder heute ganz anders zusammengesetzt.

Fazit

Das Eichhörnchen ist viel mehr als nur ein niedlicher Waldbewohner. Es ist ein Schlüsseltier für die Verbreitung und das Überleben vieler Baumarten in unseren Wäldern. Seine Sammelleidenschaft sorgt nicht nur dafür, dass es selbst den Winter überlebt, sondern hilft auch, Wälder zu regenerieren und artenreich zu erhalten. Durch die unbeabsichtigte Aussaat trägt es zur Stabilität des gesamten Ökosystems bei – ein echtes kleines Naturwunder auf leisen Pfoten!

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