Was ist ein Malbaum?

Der Malbaum – Bedeutung, Nutzen und Anwendung in der Wildbiologie
In der Wildbiologie und Jagdwissenschaft gibt es zahlreiche Begriffe und Konzepte, die für Außenstehende zunächst wenig geläufig sind. Einer dieser Begriffe ist der sogenannte Malbaum. Doch was genau ist ein Malbaum, welche Funktion erfüllt er in der Natur, und warum ist er für Jäger, Förster und Naturbeobachter von besonderer Bedeutung? In diesem Beitrag erfährst du alles Wissenswerte rund um den Malbaum und seine Rolle im Ökosystem.
Was ist ein Malbaum?
Ein Malbaum ist ein Baum, an dem bestimmte Wildtiere, insbesondere Hirsche und Wildschweine, ihr Revier markieren. Diese Markierungen entstehen durch das Reiben, Kratzen und Scheuern mit Geweih, Zähnen oder Körper. Der Baum wird auf diese Weise stark beansprucht, sodass Rinde abgerieben und Harz freigelegt werden kann. Das Malen – also das Markieren – ist ein wichtiger Bestandteil des Sozialverhaltens vieler Wildarten und erfüllt verschiedene Zwecke.
Welche Wildtiere nutzen Malbäume?
Malbäume werden vor allem von Rotwild, Damwild, Rehwild und Wildschweinen genutzt. Doch auch andere Tiere können diese Bäume gelegentlich als Reviermarkierung oder zur Fellpflege aufsuchen.
- Rotwild (Cervus elaphus): Hirsche verwenden Malbäume, um ihr Geweih zu schärfen und um Duftmarken zu hinterlassen. Durch das Reiben mit dem Geweih an der Rinde werden Duftstoffe aus den Stirndrüsen abgegeben. Dies signalisiert anderen Hirschen die Revieransprüche und den sozialen Status des Individuums.
- Rehwild (Capreolus capreolus): Rehböcke nutzen Malbäume, um ihr Revier zu kennzeichnen. Das geschieht meist während der Paarungszeit, wenn sie mit ihrem Geweih die Rinde der Bäume bearbeiten.
- Wildschweine (Sus scrofa): Wildschweine reiben sich an Malbäumen, um Parasiten loszuwerden und ihren Körper von Schlamm oder Schmutz zu befreien. Besonders beliebt sind dabei Bäume mit harziger Rinde, da das Harz eine schützende Wirkung auf die Haut hat.
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Welche Bäume eignen sich als Malbäume?
Nicht jeder Baum wird automatisch als Malbaum genutzt. Einige Baumarten werden bevorzugt, weil sie eine weiche Rinde oder einen hohen Harzgehalt haben. Besonders beliebte Malbäume sind:
- Fichten und Kiefern: Aufgrund des Harzgehalts werden diese Bäume besonders häufig von Wildschweinen genutzt.
- Buchen und Eichen: Diese Laubbäume sind beliebt bei Hirschen und Rehwild, da sie eine widerstandsfähige, aber dennoch bearbeitbare Rinde haben.
- Junge Bäume und Sträucher: Gerade junge Bäume mit dünnerer Rinde sind ideale Malbäume für Rehwild und Rotwild.
Die Funktionen eines Malbaums
1. Reviermarkierung
Malbäume dienen in erster Linie der Reviermarkierung. Hirsche und Rehböcke hinterlassen durch das Reiben mit dem Geweih Duftstoffe, die andere Artgenossen wahrnehmen können. Dies hilft, Rivalen fernzuhalten und Paarungspartner anzulocken.
2. Pflege des Geweihs
Hirsche nutzen Malbäume, um ihr Geweih von der Basthaut zu befreien. Nach dem jährlichen Geweihabwurf wächst das neue Geweih unter einer schützenden Haut, die als Bast bezeichnet wird. Sobald das Geweih vollständig ausgehärtet ist, wird diese Haut abgerieben, was an Malbäumen geschieht.
3. Parasitenbekämpfung
Wildschweine nutzen Malbäume, um Parasiten wie Zecken oder Milben loszuwerden. Durch das Reiben an der Rinde oder an Baumstämmen mit Harz können sie ihre Haut schützen und Juckreiz lindern.
4. Soziale Kommunikation
Ein Malbaum dient auch der sozialen Kommunikation innerhalb einer Tierpopulation. Durch die hinterlassenen Duftstoffe und Kratzspuren können Artgenossen Informationen über das Individuum gewinnen, das den Baum genutzt hat.
Wie erkennt man einen Malbaum?
Malbäume sind durch charakteristische Merkmale erkennbar:
- Abgeschälte Rinde: An Malbäumen ist oft die Rinde teilweise oder vollständig abgeschält.
- Harzaustritt: Besonders bei Nadelbäumen kann man vermehrt austretendes Harz beobachten.
- Schlamm- und Haarreste: Wildschweine hinterlassen oft Schlamm- oder Haarspuren am Baumstamm.
- Geweihspuren: Bei Wildarten mit Geweih sind oft deutliche Kratz- und Reibespuren zu erkennen.
Bedeutung des Malbaums für Jäger und Förster
Malbäume liefern wertvolle Informationen über Wildbestände und deren Verhalten. Jäger können anhand der Nutzung von Malbäumen Rückschlüsse auf die Anwesenheit und Aktivität bestimmter Wildarten ziehen. Förster wiederum nutzen dieses Wissen, um Schäden an Jungbäumen zu minimieren und das Verhalten des Wildes in ihrem Revier besser zu verstehen.
Ein erfahrener Jäger erkennt an einem Malbaum nicht nur, welche Tierart ihn genutzt hat, sondern auch, ob ein starkes männliches Tier im Revier unterwegs ist. Besonders in der Brunftzeit sind Malbäume ein Indikator für die Anwesenheit kapitalkräftiger Hirsche oder Böcke.
Malbäume und Wildmanagement
In der Jagdpraxis werden Malbäume auch gezielt eingesetzt, um Wildtiere an bestimmte Stellen zu lenken oder deren Verhalten zu studieren. In einigen Jagdrevieren werden künstliche Malbäume aufgestellt, um Wildtiere besser beobachten oder fotografieren zu können.
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Künstliche Malbäume
Ein künstlicher Malbaum ist ein gezielt platzierter Baumstamm, der in einem Wildgebiet aufgestellt wird. Dieser kann mit Duftstoffen oder Harzpräparaten behandelt werden, um das Wild gezielt anzulocken. Künstliche Malbäume werden genutzt, um Wild zu lenken oder es für wissenschaftliche Untersuchungen zu beobachten.
Fazit
Der Malbaum ist ein faszinierendes Element des natürlichen Wildverhaltens und spielt eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Er dient Wildtieren als Markierungspunkt, Kommunikationsmittel und Körperpflegeinstrument. Jäger, Förster und Naturfreunde können viel über das Verhalten des Wildes lernen, indem sie Malbäume beobachten und analysieren. Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, wird vielleicht selbst einen Malbaum entdecken und die Spuren des Wildes lesen können.
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