Warum reiben sich Wildschweine an Eichen?

Wildschwein Eiche

Wildschweine sind faszinierende und anpassungsfähige Tiere, die in unseren heimischen Wäldern eine wichtige Rolle spielen. Ihr Verhalten ist oft komplex und dient verschiedenen Zwecken, sei es der Kommunikation, der Fellpflege oder dem Schutz vor Parasiten. Eine ihrer auffälligen Gewohnheiten ist das Reiben an Bäumen, insbesondere an Eichen. Doch warum tun sie das? Dieser Artikel geht den Gründen auf den Grund und beleuchtet dabei sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch Beobachtungen aus der Praxis.

Das Verhalten der Wildschweine beim Reiben

Wildschweine nutzen Bäume, um sich intensiv zu reiben, insbesondere nach einem ausgiebigen Schlammbad. Dieses Verhalten ist nicht zufällig, sondern erfüllt mehrere wichtige Funktionen. Häufig kann man Wildschweine dabei beobachten, wie sie sich mit ihrem massigen Körper an der Rinde bestimmter Bäume, bevorzugt Eichen, reiben und dabei teils große Mengen an getrocknetem Schlamm und Parasiten loswerden. Aber warum gerade Eichen?

Die Bedeutung des Reibens für Wildschweine

1. Parasitenbekämpfung

Wildschweine sind anfällig für verschiedene Parasiten wie Zecken, Milben oder Haarlinge. Nach einem Schlammbad bleibt der getrocknete Schlamm auf der Haut haften, und beim Reiben an Bäumen lösen sich der getrocknete Schlamm und die darin gefangenen Parasiten ab. Eichenrinde ist besonders rau und hilft effektiv dabei, diese unerwünschten Gäste loszuwerden.

2. Hautpflege und Wohlbefinden

Neben der Parasitenabwehr trägt das Reiben an Eichen zur Hautpflege bei. Wildschweine haben eine relativ dicke Haut, die jedoch empfindlich gegenüber Insektenstichen und anderen Reizungen sein kann. Die gerbstoffreiche Rinde der Eiche wirkt beruhigend und leicht desinfizierend, was den Heilungsprozess kleiner Wunden unterstützt.

3. Markierung des Reviers

Wildschweine sind territoriale Tiere, die ihr Revier mit verschiedenen Methoden markieren. Neben dem Suhlen und dem Verteilen von Duftmarken nutzen sie auch das Reiben an Bäumen, um ihr Revier zu kennzeichnen. Die Talgdrüsen in ihrer Haut hinterlassen beim Reiben Duftstoffe auf der Rinde, die von Artgenossen wahrgenommen werden. Besonders dominante Keiler nutzen dieses Verhalten, um ihre Präsenz zu signalisieren.

4. Kräftigung der Muskulatur

Das Reiben an Bäumen ist für Wildschweine eine Form der körperlichen Betätigung. Insbesondere die massigen Keiler profitieren von diesem Verhalten, da es zur Kräftigung der Nacken- und Rückenmuskulatur beiträgt. Dies ist besonders während der Paarungszeit von Bedeutung, wenn es zu Kämpfen mit Rivalen kommt.

Warum bevorzugen Wildschweine Eichen?

Nicht jeder Baum eignet sich für das Reiben gleichermaßen. Eichen haben einige besondere Eigenschaften, die sie für Wildschweine besonders attraktiv machen:

  • Harte, raue Rinde: Eichen haben eine robuste, rissige Rinde, die sich besonders gut eignet, um Parasiten zu entfernen und abgestorbenes Fell loszuwerden.
  • Hoher Gerbstoffgehalt: Eichen enthalten viele Gerbstoffe, die eine leicht antiseptische Wirkung haben. Diese unterstützen die Hautpflege und helfen gegen kleine Entzündungen oder Wunden.
  • Häufiges Vorkommen: In Mitteleuropa sind Eichen weit verbreitet, besonders in Laub- und Mischwäldern, in denen Wildschweine bevorzugt leben.
  • Stabilität: Die starken Stämme von Eichen halten dem Druck stand, den große Wildschweine beim Reiben ausüben. Im Gegensatz zu weicheren Baumarten wie Birken oder Weiden brechen sie nicht so leicht.

Beobachtungen aus der Praxis

Jäger und Naturfreunde haben immer wieder beobachtet, dass Wildschweine bestimmte Bäume über Jahre hinweg als Reibebäume nutzen. Oft sind diese Bäume an blank geriebenen Stellen der Rinde gut zu erkennen. Manchmal finden sich sogar Haarbüschel oder getrockneter Schlamm an der Basis des Baumes. Diese sogenannten Malbäume sind in Wildschweinrevieren ein typisches Merkmal.

Einige Wildbiologen haben zudem festgestellt, dass Wildschweine nach dem Reiben oft in der Nähe dieser Bäume ruhen, insbesondere wenn sich dort eine Suhle befindet. Dies zeigt, dass diese Bäume nicht nur der Körperpflege dienen, sondern auch eine soziale Funktion haben.

Fazit

Das Reiben an Eichen ist für Wildschweine ein essenzielles Verhalten mit mehreren Zwecken: Es dient der Parasitenabwehr, der Hautpflege, der Reviermarkierung und der Stärkung der Muskulatur. Besonders Eichen sind aufgrund ihrer rauen Rinde und ihrer chemischen Eigenschaften ideal für diesen Zweck. Beobachtet man dieses Verhalten in der Natur, gewinnt man spannende Einblicke in die Lebensweise dieser anpassungsfähigen Wildtiere.

Wer Wildschweine in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten möchte, kann gezielt nach Malbäumen suchen – oft findet man in der Nähe Suhlen oder andere Spuren der Tiere. So lässt sich die faszinierende Welt der Wildschweine noch besser verstehen.

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